Ausflug - Agrigent/Agrigento


Am Montag, 15.05.2000, gegen 17.33 Uhr bestiegen wir den Zug im Bahnhof Palermo Centrale und reisten 138 km zum Bahnhof Agrigento Centrale.

Agrigent (Agrigento) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz auf Sizilien. Sie beherbergt ca. 58.000 Einwohner. Ein tiefes Tal zerschneidet das irreguläre rechteckige Stadtgebiet in zwei Hälften.


Auf dem heutigen historischen Stadtkern stand die Akropolis. Sie ist im Ursprung der zur Stadt gehörige Burgberg beziehungsweise die Wehranlage. Die Akropolis wurde meistens auf der höchsten Erhebung erbaut. Dies war für die Verteidigung einer frühzeitlichen Stadt ein wichtiger Bestandteil. Anfänglich wurde sie im Stil einer Zitadelle (kleine in sich abgeschlossene Festung) errichtet. Im Laufe der Zeit wurde es auch ein Kultplatz für wichtige Heiligtümer. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Akropolis zu Athen.

Die Aussichtsplattform Via Minerva der mittelalterlichen Altstadt ist gleichzeitig der Athene-Felsen (Rupe Henea).
Aus dem 11. Jahrhundert stammt der Dom. Zu den besonderen Attraktionen zählt die Kirche San Pietro (Heiliger Peter) ;-)

Der Stadtüberblick im Video zeigt rechts den Friedhof (Santuario Rupestre di demetra) mittig den Athene-Felsen und links Hochhäuser sowie Altbauten.

Wir verließen Agrigento am Dienstag, 16.05.2000.

Und auch hier war Pietro schon zu einer Stippvisite vom Freitag, 26.11.1999, zum Sonnabend, 27.11.1999.

Bildergalerie

Zu den Bildern

Tal der Tempel (La Valle dei Templi)

Das umgangssprachliche "Tal der Tempel" (La Valle dei Templi) fachlich "Hügel der Tempel" (Collina dei Templi) ist die Sehenswürdigkeit von Agrigent. Die UNESCO erklärte 1997 die eindrucksvollsten archäologischen Stätten von Sizilien zum Weltkulturerbe. Akragas (lat. Agrigentum und heute Agrigent) gehörte zu den größten Städten im antiken Mittelmeerraum.
Die großartige Tempelreihe steht für die Überreste der zweitwichtigsten griechischen Polis (Burg, Stadt, Staat - typisch für Staatsverband im antiken Griechenland) nach Syrakus. Die monumentale dorische (griechische) Tempelanlage ist zum Teil sehr gut erhalten. Dies unterstreicht der Concordia-Tempel, welcher zu den besterhaltenen der griechischen Antike zählt. Er ist fast unversehrt erhalten geblieben. Dies ermöglichte vor allem ein Umbau zur Kirche. So wurde er bis ins 17. Jahrhundert genutzt.
Der Archäologie- und Landschaftspark (Parco Archaeologico e Paesaggistico della Valle dei Templi di Agrigento) umfasst neben der Anlage noch das Heiligtum der chthonischen Gottheiten. Dieses entstand vor der Niederlassung der Griechen.
Im Westteil des Parks finden sich die Tempel des Olympischen Zeus und der Dioskuren sowie das Heiligtum. Der Ostteil beinhaltet die Tempel des Herkules, der Concordia und der Hera.
Die ältesten Tempel von Akraga wurden im 6. Jahrhundert vor unserer Zeit auf dem Girgenti-Hügel und dem Athenefelsen errichtet.
Im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit erbauten die Einwohner auf dem südlichen Höhenrücken (Ostteil) an der Stadtmauer entlang eine Tempelreihe, die vom Meer aus ankommenden Besuchern eine eindrucksvolle Silhouette präsentierte. Dies ließ den Philosoph Empedokles die Aussage formulieren: 'Die Menschen von Akragas genossen den Luxus, als ob sie morgen sterben müssten, aber Bauten errichteten sie, als ob sie ewig leben würden'.
Eine Großzahl der griechischen Tempel in Akragas, wie auch die meisten auf Sizilien, waren im Ringhallentypus erstellt worden. Das Säulengerüst trug dabei das Gebälk sowie die Dachkonstruktion. Die Front, welche oft nach Osten zeigte, war mit einer breiten Freitreppe ausgestattet. Vor dieser stand ein großer Opferaltar. Um diesen herum wurden gemeinsame Zeremonien abgehalten. Es wurden unter anderem den Göttern Schlachtopfer in Form von Vieh erbracht. Der Altar ist beim Hera-Tempel eindrucksvoll erhalten.
Nach den ersten Ausgrabungen wurde die Ecke des Dioskuren-Tempels (heutiges Wahrzeichen) aufgerichtet. Dies geschah aus fachlicher Sicht nicht exakt. Offenbar wurden von benachbarten Monumenten Bauteile verwendet, so zum Beispiel vom Tempel L. Später wurden noch acht Säulen des Herakles-Tempels an der Südseite wieder aufgestellt.
Ein großes Problem für die Erhaltung der Anlage besteht darin, dass die Tempel aus Kalkstein errichtet wurden.
Die Tempelanlage kann auch zur Nachtzeit besichtigt werden. Es ist eine eindrucksvolle Kulisse.

Stadtviertel (Quartiere Ellenistico-Romano)

Hellenistisch-römisches Stadt-/Wohnviertel (Quartiere Ellenistico-Romano)

Es handelt sich um eine schachbrettartige Anlage mit Resten von Wohnhäusern aus dem 3. und 2. Jahrhundert vor unserer Zeit mit gut erhaltenen Mosaiken. Es waren unter anderen linksflügelige Hakenkreuze ersichtlich. Diese bedeuteten Glück und Sieg und sind nicht mit dem rechtsflügeligen Runenzeichen für Unglück und Niederlage zu verwechseln!

Frühchristliche Basilika

Frühchristliche Basilika (Kirchenbauten von herausragender Bedeutung)

Unterhalb des Hera-Tempels befindet sich am Fuß des Hochplateaus eine frühchristliche Basilicula (kleine Basilika/Kapelle). Die Ausmaße waren 10,45 × 6,80 m. Vermutlich gründete sie Kaiser Konstantin der Große (306 bis 337) als Gedenkstätte für Märtyrer (für Glaubensbekenntnis leiden bzw. gewaltsamen Tod erdulden). Heute stehen nur noch das Fundament und die Grundmauern. Im Boden befinden sich zwei trapezförmige Gräber, in denen Terra-Sigillata-Reste (römisches Tafelgeschirr aus Keramik Ende des 1. Jahrhunderts vor unserer Zeit) und Fragmente eines römischen Sarkophags (Sarg aus dauerhaften Materialien) gefunden wurden.

Tempel der Hera (Tempio di Giunone)

Tempel der Hera (Tempio di Giunone) [Tempel D]

Der Hera-Tempel wurde 480 bis 440 vor unserer Zeit errichtet. Die fehlerhafte Zuordnung zur hellenischen Hera (Hera Lakinia oder Juno Lacinia - Gattin/Schwester von Zeus [weibliche Form von Herr]) erfolgte vermutlich auf Grund einer Verwechselung mit dem eigentlichen Heiligtum der römischen Juno. Dieses liegt in Kalabrien nahe der Stadt Crotone.
Wen der Tempel geweiht war, ist nicht nachvollziehbar.
Der Hera-Tempel wurde auf einem 4 Stufensockel (Krepis/Unterbau) als dorischer Peripteros (Ringhallentempel) mit 6 × 13 Säulen erbaut. Nach dem Niederbrennen durch die Karthager um 406 vor unserer Zeit, dem Wiederaufbau durch die Römer im 1. Jahrhundert vor unserer Zeit wurde im 18. Jahrhundert mit der Wiederaufrichtung der Säulen begonnen. Von den ehemals 34 Säulen der Halle stehen heute 25. Von den 13 Säulen der Nordseiten tragen 12 ihre Kapitelle (oberen Abschluss) und den Architrav (Horizontalhauptbalken). Von der Cella (innerer Hauptraum) sind noch die Grundmauern und Stümpfe vorhanden.
Der Altar (Opfertisch), welcher quer steht, ist mit einer Größe von 29 x 10 m fasst so groß wie die Cella.
Eine Zisterne (unterirdischer Wasserbehälter) wurde unweit der Rückseite aufgefunden.
Mit Einführung der Steinbauweise bei den dorischen Tempeln ergab sich der "Dorische Eckkonflikt". Er entstand bei immer größer werdenden Bauten durch Abweichen von den zwei Ordnungsprinzipen, welche Architrav (auf einer Stützenreihe ruhender Horizontal[Haupt]balken), Triglyphe (zwei volle innere und zwei halbe äußere Rillen) und Säule in den gleichen Abmessungen sahen. An der Nord-, West- und Südseite kam die einfache Eckkontraktion (Lösung des Konfliktes) zur Anwendung. Es wurde jeweils das äußerste Säulenjoch (Achsabstand) verengt. An der Frontseite wurde hingegen das Mitteljoch verbreitert.
Hera- und Concordia-Tempel entsprechen sich vom Grundriss her.

Stadtmauer

Zwischen Hera- und Concordia-Tempel findet man noch Rest der Stadtmauer. Zum Teil wurde sie aus dem Fels geschlagen. Die Dicke war bis zu einem Meter.
In der Innenseite der Mauer sind Gräber eingelassen, die aus byzantinischer Zeit (365 bis 1453) stammen. Das Arkosolium oder Arkosol ist eine Grabform in Felsen oder Katakomben. Sie besteht aus einer bogenförmig überspannten Einsparung/Nische. Im Boden befindet sich eine Aushöhlung/Aussparung für den Leichnam. Die eigentliche Grabkammer wurde mit einer Platte aus Stein geschlossen. Der Bogen blieb offen. In Kirchenwänden oder Kreuzgängen wurden die Nischenbeisetzungen auch als Arkosol- oder Nischengräber bezeichnet.

Frühchristliche Nekropole (Totenstadt)

Zwischen Hera- und Concordia-Tempel findet sich eine frühchristliche Nekropole. Die frühesten Gräber stammen aus dem 3. bis 5. Jahrhundert, die jüngeren um das 9. Jahrhundert. Sie sind in den Kalksteinhügelzug gegraben und verbreitern sich nach unten hin.
Ein Gang, der die Totenstadt in zwei Bereiche aufteilt, führt in eine nicht zugängliche Katakombe (Fragapanegrotte) aus dem 4. bis 5. Jahrhundert. In den Wänden sind bogenförmige Grabnischen.

Tempel der Concordia (Tempio die Concordia)

Tempel der Concordia (Tempio die Concordia) [Tempel F]

Der Concordia-Tempel wurde 480 bis 430 vor unserer Zeit errichtet. Er ist neben dem Theseion/Theseum/Hephaisteion (Tempel des Hephaistos im Zentrum von Athen) und dem Poseidontempel in Paestum (italienische Westküste [Tyrrhenischen Meer] - ca. 50 km südlich von Salerno [Region Kampanien / Provinz Salerno / Gemeinde Capaccio]) einer der besterhaltenen Tempel der griechischen Welt/Antike. Es stehen noch 34 Säulen mit vollständigen Gebälken und Giebeln. Nur das Dach ist eingestürzt. Weiterhin handelt es sich um den genauesten ausgeführten Tempel von Akragas, Schwankung der Jochbreiten beläuft sich auf lediglich 5 mm.
Seine Bezeichnung erfolgte willkürlich nach dem Fund eine römischen Tafel mit dem Inhalt von Eintracht in der Bevölkerung von Akragas (lat. concordia). Vermutlich war er den Dioskuren Kastor (Castor) und Pollux (nach der griechischen Mythologie Halb- und Zwillingsbrüder Kastor und Polydeukes) geweiht.
Nach der Umwandlung im 6. Jahrhundert (597) in eine christliche Kirche/Basilika erfolgte eine Weihung auf die Aposteln Petrus und Paulus und eine Nutzung bis ins 18. Jahrhundert. Ab 1748 wurde sie profaniert (entweiht) und in den Ursprungszustand zurückversetzt.
Der Concordia-Tempel wurde auf einem 4 Stufensockel (Krepis/Unterbau) als dorischer Ringhallentempel (Peripteros) mit einer Ring-/Säulenhalle (Peristasis) von 6 × 13 Säulen, einem Naos (aus Wänden bestehender Kernbau des Tempels), einer Rückhalle (Opisthodom) [links im Naos], einer Cella (Kleiner Raum/Zelle) [innerer Hauptraum im Naos] und einer Vorhalle (Pronaos) [rechts im Naos] erbaut.
Mit Einführung der Steinbauweise bei den dorischen Tempeln ergab sich der "Dorische Eckkonflikt". Er entstand bei immer größer werdenden Bauten durch Abweichen von den zwei Ordnungsprinzipen, welche Architrav (auf einer Stützenreihe ruhender Horizontal[Haupt]balken), Triglyphe (zwei volle innere und zwei halbe äußere Rillen) und Säule in den gleichen Abmessungen sahen. Der Konflikt wurde mit einer doppelten Eckkontraktion (Lösung des Konfliktes) aller vier Ecken behoben. Es wurden in abgestufter Form die äußeren beiden Säulenjoche (Achsabstand) verengt sowie die Metopen (Raum zwischen zwei Triglyphen im dorischen Fries bzw. im Triglyphenfries bezeichnet) am Rand verbreitert, um eine harmonische Wirkung zu erreichen.
Concordia- und Hera-Tempel entsprechen sich vom Grundriss her.

Tempel des Herakles (Tempio di Ercole)

Tempel des Herakles (Tempio di Ercole) [Tempel A]

Der Tempel des Herakles stammt aus der archaischen Zeit (800 bis 500 vor unserer Zeit) zu Beginn des 5. Jahrhunderts vor unserer Zeit. Somit ist er der älteste Tempel der südlichen Stadtmauer. Der Tempel wurde 520 vor unserer Zeit geweiht. Er stand direkt neben dem Tor IV (Porta Aurea).
Der Tempel des Herakles wurde auf einem 3 Stufensockel (Krepis/Unterbau) als dorischer Ringhallentempel (Peripteros) mit einer ungewöhnlichen Streckung der Ring-/Säulenhalle (Peristasis) von 6 × 15 Säulen, einem Naos (aus Wänden bestehender Kernbau des Tempels), einer Rückhalle (Opisthodom) [links im Naos], einer Cella (Kleiner Raum/Zelle) [innerer Hauptraum im Naos] jedoch ohne dem nach außen gänzlich abgeschlossenem Rückraum (Adyton) und einer Vorhalle (Pronaos) [rechts im Naos] erbaut. Die Grundfläche von 67 x 25 m ergab eine langgestreckte Form.
Die Säulenhalle bestand aus 38 Säulen, von denen Säulenstümpfe der Nordseite im 19. Jahrhundert sowie 8 Säulen der Südseite 1924 aus dem Ruinenfeld aufgestellt wurden. Trümmer sind im ganzen Tempelareal verteilt. Es finden sich Kapitelle (früher auch Kapitäl, oberer Abschluss einer Säule), die mit Stuck verkleidet wurden. Diese überzogen den ganzen Tempel.

Tempel des Olympischen Zeus / Olympieion

Tempel des Olympischen Zeus / Olympieion / Gigantentempel (Tempio di Giove Olimpico) [Tempel B]

Die Errichtung des Tempels des Zeus wurde 480 vor unserer Zeit als Siegesmonument für die Schlacht von Himera begonnen. 406 vor unserer Zeit wurde der noch nicht vollendete Tempel von den Karthagern zerstört. Auf Grund der Zerstörung und des gut verwertbarem Baumaterials, blieben vom einstigen Monumentalbau nur noch die Grundmauern und einige Säulen- und Kapitellreste übrig. Im Dezember 1401 stürzten letzte Mauerteile ein.
In der Schlacht von Himera siegte eine Allianz aus griechisch-sizilischen Stadtstaaten von Theron von Akragas (im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit ein Tyrann im antiken Sizilien) und Gelon Tyrann von Syrakus (im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit Regent in Gela und Syrakus sowie Schwiegersohn von Theron von Akragas) über das von Hamilkar (Herrscher von Karthago zwischen 510 bis 480 vor unserer Zeit) angeführte karthagische Heer. Auf Grund der Entschädigungszahlungen gab Karthago (Karthager, Punier und Phönizier als synonym und umreist die heutige Mittelmeerküste des Libanons und Syriens) seine Ambitionen in Sizilien auf, woraufhin Syrakus und Akragas zu dominierenden Machtzentren auf Sizilien für die nächsten Jahrhunderte aufstiegen. Auslöser der Schlacht war die Vertreibung des Herrschers von Himera Terillos durch Theron von Akragas. Terillos ersuchte daraufhin die Karthager um Hilfe.
Die Widmung des Tempels wurde durch den Historiker Diodor mit einer Tempeleschreibung hinterlassen.
Der Tempel des Zeus wurde auf einem 5 Stufensockel (Krepis/Unterbau) errichtet. Man spricht hier von einem Pseudoperipteros (dorischer Ringhallentempel [Säulenkranz zu vorgeblendeten Halb- oder Wandsäulen reduziert]). Die Ring-/Säulenhalle (Peristasis) bestand aus 7 × 14 Pfeilern, die eine Höhe von ca. 17 m aufwiesen. Es waren keine freistehenden Säulen vorhanden, sondern Halbsäulen, die am unteren Ende einen Durchmesser von ca. 4 m besaßen. Die Pfeiler waren mittels durchgehender Mauer verbunden. An den Pfeilern waren fast 8 m hohe Figuren von Giganten, sogenannte Telamone/Atlant/Karyatiden (überlebensgroße, männlich muskulöse Figur/weibliche Figur mit tragender Funktion), angebracht. Es waren wohl 14 Riesenfiguren. Eine Kopie eines der Atlanten mit riesigem Kopf, geringelten Haar und einer Mütze liegt in Originalgröße vor dem Tempel. Die Bedeutung ist unklar. Diese Konstruktion trug die Last des Gebälks (obere Teil einer Säulenordnung [Gliederungssystem]), den Architrav (auf einer Stützenreihe ruhender Horizontal[Haupt]balken) und den Giebel (obere abschließende Wandfläche eines Gebäudes). Es gab Ähnlichkeit zum karthagischen Bauprinzip des Pfeilersaals. Die Halle war überdacht. Die Cella (Kleiner Raum/Zelle) [innerer Hauptraum im Naos] bestand aus zwei Reihen von je 12 Pfeilern. Diese waren ca. 21 m hoch. Sie wurden durch eine Mauer verbunden. Diese reichte bis zur halben Höhe der Pfeiler. Die Cella war nach oben hin offen.
Die Grundfläche von 57 x 113 m erzeugte ein Bauwerk der Superlative. Somit war der Tempel des Zeus der größte Tempel im dorischen Stil zu Akragas und der drittgrößte griechische Tempel der Antike. Östlich des Tempels ist noch der mächtige Opferaltar zu erkennen.
Im Stadtwappen von Agrigento stemmen eine weibliche und zwei männliche Telamonen einen Architrav.

Heiligtum der chthonischen Gottheiten

In der griechischen Mythologie standen Chthonische Götter bzw. Chthonioi (der Erde zugehörig/verbunden) sowohl als Repräsentanten der Unterwelt/todbringende Götter (Hades: Totengott und Herrscher über die Unterwelt / Hekate: Göttin der Magie, der Theurgie, der Nekromantie, des Gespensterspuks, der Wegkreuzungen/Schwellen/Übergänge sowie die Wächterin der Tore zwischen den Welten) sowie für Leben/Fruchtbarkeit (Demeter: Erdmutter und Fruchtbarkeitsgöttin / Tochter von Demeter Persephone [trägt oft den Namen Kore ("Tochter") oder Kora]: eine Toten-, Unterwelt- und Fruchtbarkeitsgöttin [römisch Proserpina]).
Der Chthonismus bezeichnet eine mythologische Weltanschauung. Im Mittelpunkt dieser Anschauung steht die als Mutter personifizierte Erde. Häufig findet sich ein Dualismus (zwei Elementen nebeneinander oder gegenüber) vom väterlichen Himmel und der mütterlichen Erde.
Das Areal wurde schon zwischen dem 7. und 6. Jahrhundert vor unserer Zeit genutzt. Somit ist es die älteste bekannte Kultstätte Agrigents.
Das Temenos (altgriechisch für Heiligtum) war ein Tempelbezirk der Unterweltgötter. Die Umfriedung (Peribolos) war üblich mit einer übermannshohen Mauer. Später wurden Hallen, Säulengängen sowie ein monumentaler Zugang/Torbau (Propylon) hinzugefügt.
Die Sikaner (frühe Bewohner Siziliens aus Iberien [Iberische Halbinsel bzw. Pyrenäenhalbinsel] aus der Gegend um den Fluss Sikanos [Júcar] im Südosten Spaniens) verwendete bereits diesen Ort als Kultstätte.
Im nördlichen Teil des Heiligtums sich Grundmauern ersichtlich. Ein Baubereich ist ein Labyrinth ähnlicher Kultbau. Dieser hat sowohl einen quadratischen Altar in einem Seitenraum als auch einen Rundaltar in seinem letzten zugänglichen Raum.
In der Mitte finden sind noch ein runder und ein viereckiger Altar. Um die Altäre sind zwei Gebäude Ost-West- und eines in Nord-Süd-Richtung errichtet worden. Sie haben die Form eines Megarons (Hausbautyp) mit einer Pronaos (Vorhalle), einem Naos (aus Wänden bestehender Kernbau) und einem Adyton (nach außen gänzlich abgeschlossenem Rückraum).
Nach dem Nord-Süd-Haus befand sich ein Kultbau mit quergestellter Cella. Die Vorhalle weist an der Front vier Pfeiler auf.
Der Dioskurentempel sowie der Tempel L wurden vermutlich auf den Überresten dieser älteren Kultstätten errichtet.

Tempel der Dioskuren - Kastor- und Pollux-Tempel

Tempel der Dioskuren - Kastor- und Pollux-Tempel [Tempel I]

Der Dioskuren-Tempel stammt aus der Mitte des 5. Jahrhunderts vor unserer Zeit. Vermutlich entstand dieser Tempel als Demeter-Heiligtum (Demeter - Muttergöttin aus dem griechisch-kleinasiatischen Raum - Lebensspenderin [Fruchtbarkeitsgottheit] und/oder Mutter von Göttern [römischer Göttername ist Ceres]). Seine Bezeichnung erfolgte willkürlich. Es wurden zwar die Dioskuren Kastor (Castor) und Pollux (nach der griechischen Mythologie Halb- und Zwillingsbrüder Kastor und Polydeukes) verehrt, aber neuerliche Erkenntnisse verweisen eher auf den Concordia-Tempel. Er stand am Tor V.
Der Dioskuren-Tempel wurde auf einem 4 Stufensockel (Krepis/Unterbau) als dorischer Ringhallentempel (Peripteros) mit einer Ring-/Säulenhalle (Peristasis), einem Naos (aus Wänden bestehender Kernbau des Tempels), einer Rückhalle (Opisthodom) [links im Naos], einer Cella (Kleiner Raum/Zelle) [innerer Hauptraum im Naos] und einer Vorhalle (Pronaos) [rechts im Naos] erbaut.
Im Gelände sind etliche kannelierten (Säulen/Pfeiler mit senkrechten Rillen/Furchen) Säulentrommeln verstreut. Diese bildeten ursprünglich die Ringhalle.
Der Altar ist östlich noch erkennbar.
Dioskuren-Tempel und Concordia-Tempel entsprechen sich vom Grundriss her.
Im 19. Jahrhundert errichteten der Bildhauer Valerio Villareale und der Architekt Saverio Cavallari die Nordwestecke wieder. Diese Rekonstruktion 1836 von 4 dorischen Säulen über Eck war malerisch, wird jedoch in der Fachwelt abgelehnt. Es wurden Bauteile aus unterschiedlichen Stilepochen vermischt, zum Beispiel Bauteile vom Tempel L.
Nichts destotrotz ist es heute der Werbetempel und das meist fotografierte Monument von Sizilien und entwickelte sich zum Wahrzeichen von Agrigento.

Tempel-L

Tempel-L [Tempel L]

Der Tempel-L stammt aus der Mitte des 5. Jahrhunderts vor unserer Zeit.
Der Tempel-L wurde auf einem Stufensockel (Krepis/Unterbau) als dorischer Ringhallentempel (Peripteros) mit einer Ring-/Säulenhalle (Peristasis), einem Naos (aus Wänden bestehender Kernbau des Tempels), einer Rückhalle (Opisthodom) [links im Naos], einer Cella (Kleiner Raum/Zelle) [innerer Hauptraum im Naos] und einer Vorhalle (Pronaos) [rechts im Naos] erbaut.
Im Gelände sind etliche kannelierten (Säulen/Pfeiler mit senkrechten Rillen/Furchen) Säulentrommeln verstreut. Diese bildeten ursprünglich die Ringhalle.
Tempel-L, Dioskuren-Tempel und Concordia-Tempel entsprechen sich vom Grundriss her. Tempel-L war etwas größer als der Dioskuren-Tempel.

Grabmal des Theron (Tomba di Terone)

Vor dem Tor IV (Porta Aurea) befand sich eine hellenisch-römische Nekropole ("Necropoli Giambertoni" [größere Begräbnisstätte]). Viele Gräber sind einfache Gruben bzw. Sarkophage, welche in die Erde versenkt wurden. Es gab auch monumentale Gedenkbauten.
Eines dieser wurde zwischen 75 bis 70 vor unserer Zeit – in den letzten Tagen der römischen Republik – erbaut. Bei dem viereckigen Turm handelte es sich um ein Grabdenkmal für einen unbekannten, dennoch bedeutenden Bürger des antiken Akragas. Es wurde fälschlich dem Tyrannen Theron von Akragas (5. Jahrhundert vor unserer Zeit - *um 540/530 bis
473/472) zugeschrieben. Von dessen Grab ist jedoch nur noch eine ähnlich lautende Beschreibung erhalten.
Das Grabmal hat einen quadratischen Sockel (Krepis/Unterbau) mit einem dorischen Gesims/Geison (horizontales Bauelement, welches aus der Wand hervorsteht). Auf diesem wurde ein hausförmiger Aufbau mit Scheintüren gesetzt. Ionische Säulen (Ionier – griechischer Stamm der antiken Landschaft an der Westküste Kleinasiens – Türkei) stützen an den Ecken das dorische Gebälk (Balken der Decken- und Dachkonstruktion).

Gärten von Kolymbéthra

Der südliche Hügelzug wird im Nordwesten des Heiligtums der chthonischen Gottheiten durch eine Talsenke zerschnitten. Diese bildete für das Hochplateau der antiken Stadt den natürlichen Wasserablauf. Hier befand sich vermutlich das große Wasserbecken – auch als Kolymbéthra bezeichnet. Es diente der Wasserversorgung und wurde vermutlich unter dem Tyrannen Theron von Akragas (5. Jahrhundert vor unserer Zeit – *um 540/530 bis 473/472) errichtet. Die alte Wasserversorgung mit unterirdischen Wasserkanälen und Aquädukten ist noch ersichtlich.
Nach der Austrocknung/Verlandung des Staubeckens entstanden fruchtbare Obst- und Gemüsegärten – "Die Gärten von Kolymbéthra". Heute wachsen vor allem Zitronen- und Orangenbäume, Feigenkakteen sowie Mandel- und Ölbäume. Diese sind zum Teil mehrere Jahrhunderte alt und werden mit der alten Wasserversorgung der antiken Stadt Agrigent bewässert.
Gegenüber den Gärten von Kolymbéthra ist der Hephaistos-Tempel.

Tempel des Hephaisto

Tempel des Hephaistos [Tempel G]

Der Hephaistos-Tempel stammt aus der Mitte des 5. Jahrhunderts vor unserer Zeit – um ca. 430 – und ist somit der jüngste klassische Tempel. Er wurde dem Gott des Feuers und der damaligen Metallkünstler sowie der Schmiede geweiht. Hephaistos zählte zu den zwölf olympischen Gottheiten. Die Römer bezeichneten ihn als Vulcanus.
Der Hephaistos-Tempel wurde auf einem 4 Stufensockel (Krepis/Unterbau) als dorischer Ringhallentempel (Peripteros) mit einer Ring-/Säulenhalle (Peristasis), einem Naos (aus Wänden bestehender Kernbau des Tempels), einer Rückhalle (Opisthodom) [links im Naos], einer Cella (Kleiner Raum/Zelle) [innerer Hauptraum im Naos] und einer Vorhalle (Pronaos) [rechts im Naos] erbaut. Die Cella stand auf einem sehr viel kleineren archaischen Megaron (archaische Zeit 800 bis 500 vor unserer Zeit / Hausbautyp).
Vom Tempelbau sind noch zwei aufrechtstehende Säulen vorhanden. Diese sind zum Teil kanneliert (Säulen/Pfeiler mit senkrechten Rillen/Furchen). Es liegt die Vermutung nahe, dass der Neubau noch nicht vollendet war. Der Tempel könnte wie der Tempel des Zeus
406 vor unserer Zeit durch die Karthager zerstört worden sein.
Mit einer Grundfläche von 43 x 41 m war es ein ziemlich großer Bau.
Der Tempel befand sich zwar noch innerhalb der antiken Stadtmauer, ist aber nicht Bestandteil des Archäologie- und Landschaftsparks "La Valle dei Templi". Es bietet sich dem geneigten Wanderer vom Tempelstandort eine sehr schöne Sicht auf die Tempelreihe, da der Zugang ca. 2 km vom Tempel des Zeus entfernt auf der Straße zum Ortsteil Villaseta liegt.

Eine grobe Wegbeschreibung:
Piazzale dei Templi (Porto di Ristoro – Historisches Port [WC]) – Straße Richtung Zeus-Tempel, Straße bergab, Linkskurve (ca. 1 km ab Grab des Theron), Kreisverkehr rechts (Ausschilderung vorhanden), 500m bergab, rechts Feldweg – Haus und Eisenbahnbrücke (Viadukt) – Siedlung, Weg bis Brücke (Schild) – Treppe – Tempel

Tempel des Äskulap / Tempel des Asklepios

Tempel des Äskulap / Tempel des Asklepios [Tempel H]

Der Äskulap-Tempel stammt aus dem 5. Jahrhunderts vor unserer Zeit. Er wurde dem Gott der Heilkunst geweiht. Die Zuordnung erfolgte durch die Überlieferung von Cicero. Dieser berichtete von einem Standbild des Apolls, Vater des Äskulaps. Weiterhin erbrachten neuere Grabungen um den Tempel ein Gebäudekomplex mit einem Portikus (ein Säulengang / eine Säulenhalle mit geradem Gebälk [Balken der Decken- oder Dachkonstruktion]), einer Zisterne (unterirdischer/abgedeckter Sammelbehälter für Trink- oder Nutzwasser) und 28 Zimmern für Kranke hervor. Dies war für Äskulap-Tempel typisch.
In den meisten Abbildungen windet sich eine Schlange um den Äskulapstab. Dies weist ihn den chthonischen Gottheiten (der Erde zugehörig/verbunden) zu.
Der Äskulap-Tempel wurde in der ältesten und einfachsten Form des griechischen Tempelbaus errichtet - dem Antentempel. Dieser Typ besteht aus einer Cella (Kleiner rechteckiger Raum/Zelle) und einer Vorhalle (Pronaos). Diese wird aus Anten (verlängerte Seitenwände der Cella [hervortretenden Seitenwänden / vorgezogene Mauerzunge]), zwei dazwischen angeordneten Säulen sowie ein umlaufendes Gebälk (Balken der Decken- oder Dachkonstruktion) an Front und Langseite erbaut.
Eine Rückhalle ist mit Halbsäulen und Pilaster (pfeilerartiges Formelement) auf der Rückwand vorgetäuscht - Pseudo-Opisthodom. Diese ist fast doppelt so lang wie breit.
Ein Doppelantentempel wäre gegeben, wenn zwei zwischen den Anten angeordnete Säulen bei Vor- und Rückhalle vorhanden wären.
Der Tempel ist nicht Bestandteil des Archäologie- und Landschaftsparks "La Valle dei Templi". Es bietet sich dem geneigten Wanderer vom Tempelstandort eine sehr schöne Sicht auf die Tempelreihe, da der Zugang ca. 3 km vom Tempel des Zeus entfernt auf der Straße zum Ortsteil Villaseta liegt.

Eine grobe Wegbeschreibung:
Piazzale dei Templi (Porto di Ristoro - Historisches Port [WC]) - Straße Richtung Zeus-Tempel, Straße bergab, Linkskurve, Kreisverkehr links bergab, rechts Feldweg mit Umzäunung - Tempel = Straße San Leone und nach Porto Empedocle (Hafen Empedocle)