Ausflug - Trapani und Erice


Am Freitag, 19.11.1999, ging es mit dem Zug vom Bahnhof Palermo Centrale zum 121 km entfernten Bahnhof von Trapani. Nach einem Nachtbummel durch die Stadt und dem Streifen der Kirchen S. Francesco / S. Nicolo Mirense / S. Agostino / S. Maria di Gesu wurde am Sonnabend, 20.11.1999, die Bergstadt Erice (antik Eryx - Burg) angesteuert.


Sie befindet sich in 15 km Entfernung auf dem gleichnamigen Berg.
Das Städtchen hat ca. 27.700 Einwohner und eine beinahe unversehrte mittelalterliche Struktur. Die Anfahrt erfolgte über eine Serpentinenstraße an Steilhängen vorbei, wo sich wunderschöne Blicke auf die Küste und das Inland ergaben.

Bildergalerie

Zu den Bildern

Erice

Eine erste Siedlung auf der Spitze des San Guiliano datiert aus dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeit.
Erice wird noch heute im Nordwesten von der aus punischer Zeit (ca. 539 bis 146 vor unserer Zeit) stammenden Stadtmauer abgegrenzt. Von den Römern wurde für das semitische Volk des Altertums 'Karthager, Punier und Phönizier' dies als synonym (gleiche oder ähnliche Bedeutung) verwendet und umreist die heutige Mittelmeerküste des Libanons und Syriens.
Zur Stadtmauer gehörten 23 Türme. Von 16 mit sichtbaren Überresten sind noch sechs gut erhalten und drei besonders sehenswert - die Türme Porta di Trapani im Südwesten, Porta del Carmine und Porta Spada im Nordosten aus normannischer Zeit (skandinavische Führungsschicht im Herzogtum Normandie des Mittelalters).
Einen natürlichen Schutz der Süd- und Nordostseite boten die steilen Berghänge.
Die Stadt weist sehr viele Bauten - Denkmäler und Kirchen - in normannischen, romanischen und gotischen Stil auf.
Die Maria Santissima Assunta (heiligste in den Himmel aufgenommene Maria) ist die Hauptkirche (Chiesa Madre) von Erice. Sie wird auch als auch Dom (Duomo dell'Assunta) bezeichnet, obwohl sie keine Bischofskirche war. Die Kirche der Mutter Gottes wurde 1314 im Chiaramonte-Stil (gotisch) errichtet und ist in Erice einzigartig, da alle anderen Kirchen, zum Beispiel San Martino (14. Jahrhundert), San Carlo (17. Jahrhundert) und San Pietro (18. Jahrhundert), romanischen Ursprungs sind. Die Kirche St. Johannes der Täufer (Chiesa San Giovanni Battista) wurde 1076 von Roger I. (Normanne Roger der Wille) in Auftrag gegeben. Im Inneren können mehrere Statuen der Familie Gagini und von außen eine Stahlbetonkuppel bewundert werden.
Die Stadt wurde im Dreieckumriss erbaut. Dies geschah wohlmöglich im Zusammenhang mit dem Kult um die Aphrodite in der Antike. Sie und die punische Astarte wurden als Himmelskönigin und Liebesgöttin bzw. zusammen als Göttinnen der Seefahrer geführt. Vom einstigen Tempel der Venus Erycina (Beiname der Aphrodite) ist nicht viel erhalten geblieben. Es gibt einen rituellen Brunnen und diverse Relikte im Venusschloss (Castello die Venere) zu sehen. Es wird angenommen, dass das Normannenkastell auf den Tempelresten errichtet wurde.
Das normannische Schloss aus dem 13. Jahrhundert wurde teilweise restauriert. Die Türme der Festung sind Wahrzeichen von Erice. Sie werden auch als Balio / Castello/Torre del Balio bezeichnet. Weiterhin wurde unter der Bezeichnung Balio ein Garten (Giardino del Balio) angelegt. Dieser wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch Pflanzungen des reichen Graf Agostino Pépoli (Augustino Pepoli) zu einem echten Naturdenkmal.
Balio/Baiolo/Bajulo stand im Mittelalter für einen Vertreter der königlichen Autorität. Es sollte sich um einen normannischen Gouverneur gehandelt haben.
Vom Berg hat man ein herrliches Panorama über Land und Meer - nördlich das Tyrrhenischen Meer mit dem Golf von Bonagia - nordöstlich den Monte Cofano, Punta del Saraceno und Capo San Vito - östlich Monte Sparacio, Inici und die einsame Landzunge Hood - westlich die Städte Trapani und Marsala - südwestlich bei guten Sichtverhältnissen bis zur Insel Pantelleria / zum Kap Bon (Tunesien / nahe Tunis) Spitze Afrikas - nordwestlich die Ägadischen Inseln (Favignana).
Im nordöstlichen Steilhang befindet sich das historische Gipfelschloss Pépoli (Castello [Schloss] - Torretta [Türmchen] Pépoli). Es wurde in der sarazenischen Herrschaftszeit erbaut (Sammelbegriff für islamische Völker der Expansionszeit im Mittelmeerraum ab 700). Ende des 19. Jahrhunderts wurde es vom Grafen Agostino Pépoli erworben.
Im August 1982 wurde ein wissenschaftliches Manifest bezüglich der Beendigung des atomaren Wettrüstens ausgerufen. Eigentlich sollte die Stadtmauer symbolisch ein Schutz gegen den wissenschaftlich-technischen Vorschritt sein.
Bei einem Besuch von Erice sollte man bedenken, dass es durch den Höhenunterschied zu Trapani wesentlich kühler ist. Weiterhin sind die Straßen sehr eng - zur Verbildlichung der Platz reichte früher nur für einen Ritter.